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Übernommen aus dem ehemaligen internen Bereich der Homepage:

Nur ein Foto ...

Denkmal 1915
Vergiss, mein Volk, die teuren Toten nicht und schmücke auch unsere Urne mit dem Eichenkranz!
Theodor Körner, 1791-1813

Zunächst war es nur ein kleines Foto mit wenigen Informationen, das ich da bei eBay ersteigerte. Es wäre ein Denkmal des Pionier-Bataillons 11 an der Ostfront im I. Weltkrieg, wurde lediglich in der Beschreibung angegeben. Da wurde ich schon neugierig, denn ich konnte mir nicht so recht vorstellen, dass für solche Bauwerke damals auf den Schlachtfeldern wirklich Zeit war. Als ich das Bild dann jedoch in der Hand hatte und die Inschrift vergrößerte (siehe Kreisausschnitt des Repros), war klar, dass es so war. Es handelt sich bei der Abbildung also um ein Denkmal für die Gefallenen der 2. Feld-Kompanie des Pionier-Bataillon 11. Und dann ging es ans Vergleichen mit vorhandenem Archivmaterial. Zunächst wurde ich in der Gefallenenliste des Bataillons (nahezu 1 800 Pioniere) fündig. Darauf aufbauend konnte ich im Buch "Das Kurhessische Pionier-Bataillon Nr. 11 im Weltkriege 1914-1918" von Prof. Dr. Hartenstein, Verlag Bernhard Sporn, Zeulenroda, 1936, nicht nur den damaligen Ort, nämlich Gustawow/Polen, sondern auch die vorhergegangene "Schlacht bei Bartoszowka" lokalisieren bzw. benennen.

Örtlichkeit (Externer Link)


Denkmal Gustawow, Galizien

Auf der Ehrentafel verewigt:

Pion. Heinrich Gebert, 05.03.1915, Lubocz
Res. Ludwig Eberhardt, 05.03. 1915, Lubocz
Res. Friedrich Moog, 05.03.1915, Lubocz
Res. Georg Henkel, 05.03.1915, Lubocz
Gefr. Adolf Noll, 05.03.1915, Lubocz
Pion. Friedrich Gaul, 05.03.1915, Lubocz
Pion. Hermann Zuber, 05.03.1915, Lubocz
Pion. Anton Bause, 05.03.1915, Lubocz
Res. Fritz Prante, 05.03.1915, Lubocz
Pion. Richard Fester, 05.03.1915, Lubocz
Gefr. Heinrich Pfarr, 30.03.1915, Rawa

Die 2. Feldkompanie war am 4. und 5. März 1915 an der Schlacht bei Bartoszowka (Galizien), nahe der Pilica, maßgeblich beteiligt. In dem Buch "Das Kurhessische Pionier-Bataillon Nr. 11 im Weltkriege 1914-1918" wird hinsichtlich des Denkmals 1936 Folgendes ausgeführt:

"Die Verluste der Kompagnien beliefen sich in den beiden Tagen auf 14 Mann, darunter 11 Mann tot und 2 Offz. verwundet. Das ist etwa 1/3 der eingesetzten Kopfzahl. Ein Denkmal von Stein mit den Namen der Gefallenen errichtete die Komp. beim Ort Gustawow. Ob es noch steht?"

An anderer Stelle des Buches wird vermerkt, dass der Generalleutnant Dieffenbach im Mai 1915 drei Pionieren der Kompanie am Denkmal das E.K. anheftete (Bild).

Ein kleines Foto kann also bei richtiger Einordnung eine detaillierte Geschichte erzählen. Ein Ausschnitt der Historie der Mündener Pioniere, gleichwohl ein Mosaikstein deutscher Geschichte.

Denkmal

Ein weiteres Foto, das ich zwischenzeitlich in einem bereits vorhandenen privaten Fotoalbum fand

Sicherlich wird das Denkmal heute nicht mehr am genannten Ort stehen, mutmaßte ich damals Aber vielleicht gibt es ja noch Überreste bzw. Kenntnisse über die späteren Geschehnisse um das Denkmal. Ich habe damals jedenfalls einen schon einmal in anderer Sache für mich tätiggewordenen polnischen Kontaktmann um entsprechende Nachforschung gebeten.(13.02.2011)


Info General Karl Dieffenbach (Externer Link zu WIKIPEDIA)


Ergebnisse der weiteren Recherchen:

Denkmal

Mein Kontaktmann in Polen, Herr Tadeusz Berestecki aus Boleslawiec, hat ganze Arbeit geleistet. Mit Hilfe von Herrn Marcin Sarnecki hat er herausgefunden, dass das Denkmal noch vor dem 2. Weltkrieg auf den Soldatenfriedhof von ROSZKOWA WOLA verlegt wurde (ca. 3 km von Gustawow entfernt). Das Steinmaterial konnte dort allerdings nicht wieder in der Originalform zusammengeführt werden. Im Ursprung war es wohl auch mit einem weißen Kalkanstrich versehen. Die Gedenkplatte mit den Namen der Gefallenen wurde vermutlich nach Deutschland verbracht und durch eine neutrale Platte ersetzt. Möglicherweise ist auf den Fotos aber auch die Rückseite des Denkmals abgebildet. Darauf deutet eigentlich der gerade Stützpfeiler hin. Die Gebeine aller Gefallenen wurden mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Heimat überführt. Dieses lässt sich aus einer bekannten Umbettung schließen: Der Pionier Friedrich Gaul erhielt eine Grabstätte auf dem Friedhof seiner Heimatgemeinde Niedergirmes/Wetzlar.

Gefallenenliste (dortige Nr. 7)               Friedhof Niedergirmes

Denkmal

Ich bedanke mich ganz herzlich bei den Herren T. Berestecki, J. Dziuba (Verwalter des Friedhofes) und M. Sarnecki für die tolle Mitarbeit. Nach Vorliegen aller Informationen wird hier nachberichtet. (05./06.05.2011)

Lageskizze

Lagebild

Nachtrag:
Der Informationsfluss aus Polen ist leider ins Stocken geraten. Wie mir mein Kontaktmann mitteilte, sind bisher angesprochene behördliche und private Auskunftspersonen sehr zurückhaltend. Er bestätigte mir aber nochmals, dass das Denkmal noch vor dem 2. Weltkrieg von Gustawow nach Roszkowa Wola verlegt worden sei. Die entsprechende Auskunft stamme vom Bürgermeister des Fleckens Gustawow. (11. Juni 2011)

... und hier noch Fotos vom April 2023!



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